Blogger wird Bauer: Thema Gemüse

{Pressereise/Werbung für „Unsere Bayerischen Bauern e.V.“}

Blogger wird Bauer: Thema Gemüse

Tag 4 von „Blogger wird Bauer“

Ein Salatkopf wie der andere, so will es der Handel…

Letzter Tag meiner Tour

Kaum hat man sich so richtig eingelebt in den Tagesablauf, ist es auch schon wieder vorbei. Schade eigentlich, denn ich habe so vieles erfahren und so viele neue Informationen gesammelt, ich hätte noch eine Weile weitermachen können…

Heute Gemüse vom Feld ins Regal

Der letzte Tag führte mich und das Kamerateam nach Gundelfingen zum Gemüsebau Hopf. Angebaut werden laut Homepage Salate, Kohlgemüse, Wurzelgemüse, Fruchtgemüse, Kartoffeln, Erdbeeren & Rhabarber, sowie Peperoni und Sprossen. Dazu gibt es einen Hofladen, der auch Eier und Honig von benachbarten Bauern im Sortiment hat. Im Frühjahr, bevor die Salate kommen, werden Sprossen und Kresse verkauft, später ist es ihnen zu heiß.

Geerntet wird gleich in die Kisten, die später im Supermarkt stehen. In der Genossenschaft gehen sie in ein kaltes Wasserbad, das spült allen Schmutz weg, aber auch die Schnittstellen. Das ist zwar für die Haltbarkeit egal, aber ein Qualitätsmerkmal für den Großhandel.

Gemüsebau Hopf

In dritter Generation wird bei den Hopfs Gemüse angebaut, in einer Region, die den Gemüseanbau schon seit über 100 Jahren betreibt: fruchtbare Böden und genügend Wasser sind beste Voraussetzungen. Herr Hopf hatte eigentlich Werkzeugmacher gelernt. „Schon mein Vater war so ein Bastler“, sagt er, „er hatte mehr Spaß in der Werkstatt, als auf dem Gemüsemarkt“. Da verkaufte die Familie ihr Gemüse früher. Nachdem seine Geschwister kein Interesse am Hof hatten, machte er noch eine Gärtnerlehre und den Meister und ist seitdem Herr über 30 Hektar Anbaufläche.

Der Salat soll möglichst mit einem Schnitt geerntet sein. Je nach Sorte ist es mehr oder weniger knifflig, den ist der Strunk nur kurz, zerfällt alles noch in der Hand…

Was wird hier am meisten angebaut?

Seine Hauptkulturen sind Spitzkohl, Rettich und Salat. Da es für den Hofladen eine Vielfalt braucht, wird alles andere zusätzlich angebaut. Sogar Peperoni! „Das ist ein Hobby meiner Tochter“, sagt Werner Hopf, „sie kann einfach unglaublich scharf essen“… Außerdem ist er in einem „Lahana“-Programm drin – das ist der Flachkohl, den man oft aus dem türkischen Gemüsemarkt kennt, der aber immer mehr in den Supermärkten zu finden ist. Klar schafft er es nicht alleine, in der Sommersaison sind es 5 polnische Helfer, im Winter 3. Um 4:30 klingelt der Wecker, spätestens um 6 ist man auf dem Feld und das an 6 Tagen die Woche. Am Sonntag heißt es dann ran an die Buchhaltung. Klingt nicht so verlockend, oder?

Genossenschaft: Gartenbauzentrale Gundelfingen

Vor 50 Jahren gründeten die Gundelfinger Gemüsebauern die Genossenschaft, 1997 fusionierten sie mit dem Großmarkt Kitzingen. In Gundelfingen spezialisiert man sich auf den Freilandanbau, „es gibt nur wenige, fast schon antike Gewächshäuser“, sagt Herr Hopf, aber in diesen Bereich wird schon ewig nicht mehr investiert. Die Genossenschaft übernimmt als Erzeugerorganisation die Bündelung von 60 Betrieben in Gundelfingen und Kitzingen, beliefert den Lebensmittel-Einzelhandel , sowie Gemüse- und Obstgroßhändler in Bayern. Sie übernehmen die Reinigung, das Wiegen, Sortieren, Verpacken, sowie Lagerung und Logistik.“ Das wäre für uns als einzelne Betriebe gar nicht möglich, denn jeder Kunde hat eigene Verpackungen, Etiketten und Anforderungen. Kitzingen hat sich auf Gewächshäuser spezialisiert, denn hier ist es auch sonniger und wärmer. So kommen vor allem Gurken und Tomaten aus dieser Gegend.

Das Anbaugebiet

„Im Vergleich zur Pfalz zum Beispiel, wo der Salat 3 Wochen früher dran ist, sind wir sehr spät dran mit allem“, sagt Herr Hopf. Da man zwar im Donautal beste Böden hat, mit dem Klima aber nicht mithalten kann, hat man sich auf Wintergemüse spezialisiert, das gelagert wird. Dazu gehören Karotten, Kartoffeln, Kohl, Sellerie, der schwarze Winterrettich und in den letzten Jahren immer mehr Pastinaken und Petersilienwurzeln. Es wurde in Kühltechnik investiert, jeder Bauer lagert selbst nur wenig ein, alles andere geht in die Genossenschaft. Dafür gibt es auch EU-Fördergelder.

Der Rhabarber für den Großhandel muss extrem einheitlich sein. Die Pflanze hält bis zu 20 Jahre! Die einzigen Schädlinge sind Schnecken, diese fressen aber nie die Stangen, sondern nur die Blätter, sind also kein Problem. Ihre Hinterlassenschaften (Schneckenkot) werden weggespült.

Ernten „Just in time“

Geerntet wird nur das, was bereits verkauft ist. Und so bekommt Herr Hopf jeden Tag am frühen Abend die Bestellungen durch, etwa 80% des Volumens des folgenden Tages. Die restlichen 20% kommen früh oder im Laufe des Tages und dann heißt es schnell & sofort. Alles ist knapp getaktet und lässt ihm und den anderen Gemüsebauern keinen Spielraum. Dafür gibt es mit vielen Kunden über die Genossenschaft Rahmenverträge, die für eine gewisse Stabilität sorgen. Alles, was gewaschen werden muss, wie Sellerie, rote Bete, Möhren und Rettich kommen auf den Hof, der Rest geht sofort in die Genossenschaft, wo auch der Salat ein Bad bekommt, bevor er als „Mixkiste“ in den Handel kommt.

Einheitlich und in Top-Qualität

Das Gemüse für den Großhandel muss einheitlich sein und in Top-Qualität, sonst bleibt er drauf sitzen, sagt Herr Hopf. Auch das Gewicht muss gleich sein, die Rhabarberstangen eine wie die andere. „Was der Kunde gerne möchte und das was der Großhandel einkauft, das passt oft überhaupt nicht zusammen“, sagt er. So werden Mindestgewichte bei Rettich und anderen Gemüsen verlangt, die viel zu groß sind für den Verbraucher. Hält man sich nicht daran, wird man auf diesem Weg seine Ernte nicht los. So einfach ist das, sagt er. Für den Großhandel werden dann auch Sorten angebaut, die lange haltbar sind, das gilt für den Salat ebenso wie für Tomaten.

Hier der vor allem im Hofladen begehrte „Himbeerrhabarber“: die Stangen sind kleiner und dünner und er wächst auch in einem ziemlichen Durcheinander, was das Ernten schwieriger macht. Dafür ist er durchgehend gefärbt und macht sich toll in der Küche!

Hofladen

Während man in der Genossenschaft eine „Anlieferungspflicht“ hat, also sein Gemüse nicht an einen Händler verkaufen darf (so vermeidet man, dass das beste Gemüse gar nicht in der Genossenschaft ankommt), ist der Verkauf an den Endkunden im Hofladen erlaubt. Hier gibt es bei Annette Hopf all das, was der Großhandel nicht akzeptiert, was aber besser schmeckt: Buttersalat zum Beispiel, eine feinere Sorte, die aber nach 2 Tagen welkt. Auch den bis zum Ende durchgefärbten „Himbeer-Rhabarber“ findet man hier. Oder die „Gourmet-Tomaten“, die auf Erde wachsen und ein tolles Aroma haben. Zum Verständnis: die meisten Tomaten wachsen auf einem Fremdsubstrat, in Säcken, die zum Beispiel mit Kokosfasern gefüllt sind. Über einen Tropf-Schlauch bekommen sie Nährstoffe zugeführt. So garantiert man in Riesengewächshäusern den höchsten Ertrag.

„Unter Zug hin und her rütteln. Und schon ist die Stange ab, ganz ohne Messer.“

Saisonkalender

Auf der Homepage gibt es einen Saisonkalender und die Kunden von Annette Hopf nehmen es hier sehr genau: sie warten gerne, bis das Gemüse tatsächlich vom Hof ist und reif geerntet wird. Dafür kommen sie immer wieder in den kleinen Laden, wo es direkt vom Acker in den Einkaufskorb geht.

Pestizide

Ein Thema, das den Verbraucher interessiert und auch für die Landwirte wichtig ist. „Es gibt Kulturen, da geht es ohne Pflanzenschutz nicht“, sagt Werner Hopf. Dazu gehört die Möhre, die Möhrenfliege ist weit verbreitet und wird bekämpft.“ Es gibt strenge Auflagen und Kontrollen“ sagt er, im Vergleich zum Ausland ist in Deutschland wenig erlaubt.“  Es wird so wenig wie möglich gespritzt, beim Rettich zum Beispiel nach der Saat ein Unkrautmittel, sowie Insektenschutz. Beim Salat verwendet man Sorten, die Mehltau- und Blattlaus-Resistent sind. Es werden Bodenproben genommen und alle 6 Wochen wird außerdem der Nitratwert bestimmt. Und das Thema Glyphosat?

Links der Rettich, wie ihn der Großhandel haben will: ein Rettich-Riese! Daneben so, wie ihn die Kunden lieber hätten: geschmackvoller und deutlich kleiner.

Glyphosat

„Glyphosat wird im Gemüseanbau nicht verwendet“, sagt Herr Hopf. „Es gibt schwarze Schafe bei den Getreidebauern, die 2-3 Wochen vor der Ernte Glyphosat spritzen. Damit verschwindet das Unkraut und auch grüne Körner sterben ab. Das gibt eine bessere Qualität der Ernte und damit einen besseren Preis. Im Gemüseanbau gibt es keinen Grund, Glyphosat zu verwenden, seit vielen Jahren nicht mehr. Damals betraf es Karotten, diese wurden auf Dämmen – wie Spargel – gesät. Um hier Unkraut fern zu halten, wurde vor dem Säen Glyphosat verwendet. Das Unkraut starb ab, aber das Mittel blieb in den Unkrautwurzeln und ging auf die Karotten über, die auch noch vermehrt Seitenwurzeln ausbildeten. Seit mehr als 10 Jahren wird es auch hier nicht mehr gemacht“.

Was würden die Gemüsebauern gerne ändern?

Wie schon angesprochen, sind die Vorgaben an ein „uniformiertes“ Gemüse, das viel zu groß ist, nicht das, was der Verbraucher haben will. Ein weiteres Thema ist die Verpackung: „wir bekommen vom Lebensmitteleinzelhandel genaue Vorgaben, die wir erfüllen müssen. Viele Verpackungen sind aus unserer Sicht nicht notwendig, ohne wird uns das Gemüse aber nicht abgenommen“, sagt er.  In der letzten Zeit kommen zu den Mehrweg-Kisten immer mehr Holzkisten, die die Märkte täglich schreddern. „Ob das sinnvoll ist, sei dahingestellt…“

Danke an Familie Hopf für die vielen Einblicke!

Der Gemüsemarkt ist schwierig

Überhaupt ist der Gemüsemarkt sehr schwierig, erfahre ich. Vor allem, wenn das Frühjahr so warm war wir heuer, wächst alles viel zu schnell. 90% Überangebot sind aktuell normal, das treibt die Preise in den Keller. Zwar sorgen die Lieferprogramme einigermaßen für eine stabile Abnahme, aber die Preise sind bei 30%, noch unter den Entstehungskosten. „Am besten für uns sind Zeiten der Unterversorgung“, sagt Werner Hopf. „Vor allem wenn es trocken ist, profitiert unser Standort, denn wir haben genügend Wasser zur Verfügung. So werden wir schon mal gebettelt zu liefern, statt umgekehrt zu hoffen, man nimmt uns die Ware ab.“

Und die Zukunft?

Nachdem die Tochter eine Gärtnerlehre gemacht hat, arbeitet sie mit und wird den Hof übernehmen. Also ist die 4. Generation gesichert, was Herrn Hopf natürlich freut. Bei unserer abschließenden Verkostung zeigt er mir noch den „altbayerischen Schnitt“ für Rettich und Gurken: da die Fasern bei beiden längs verlaufen, sollte man – um sie nicht zu verletzen – beides nicht quer, sondern läng schneiden! Wusstet ihr das? Abgesehen davon, dass einem die so aufgeschnittene Gurke nicht so schnell vom Brot rutscht, schmeckt es wirklich besser!!

So ihr Lieben, mein „Praktikum“ ist damit vorbei, der Film über die Bullen- und Schweinemast ist online, ebenso wie „Ei“ und „Spargel & Erdbeeren“, der Gemüsefilm kommt morgen. Die Filme findest du auf der Homepage www.unsere-Bauern.de und auf der Facebookseite von „Unsere Bayerischen Bauern e.V.“.

Nächste Woche gibt es noch einen abschließenden Post mit leckeren Rezepten und meinem Fazit, nachdem alle Eindrücke verarbeitet wurden. Denn davon gab es viele und mein Leben wird sich wohl deutlich ändern was das Essen betrifft…

Habt ein wunderbares Wochenende! Eure Petra ♥

Und so wird bei mir jetzt geschnitten: ALTBAYERISCH!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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